Bonner Rundschau
Springmaus-Theater Musical „Der Schöne und das Biest“ feierte Premiere
Von Sandra Simonsen 08.03.16
Vor dem Liebeswerben steht das Telefonat mit Mutti: „Das Biest“ (Jana Rahma) und „Der Schöne“ (Lucas Sanchez) in der Bonner Springmaus.
Foto: (Foto: Meike Böschemeyer)
Bonn -
„Ich bin so verliebt in Dich, weiß nicht, wie ich’s sagen soll, Du bist wie ein Dach mit ’nem Loch, wo der Regen dran vorbeifließt und durch das die Sonne eindringt“: Wer wünscht sich nicht eine solche Liebeserklärung? „Das Biest“ (Jana Rahma), lachte „den Schönen“ (Lucas Sanchez) jedoch nur aus – die Premiere des Musicals „Der Schöne und das Biest“ begeisterte am Freitagabend im Springmaus-Theater mit einer Geschichte über die Sehnsüchte der Liebe, verpackt in die Abenteuer des Nachtclublebens.
In der Inszenierung von Autor und Regisseur Michael Barfuß geht es um zwei, die sich lieben, obwohl sie so ungleich sind, wie man nur sein könnte. Sie, das Biest, ist eine Diva, eine Sängerin im Nachtclub. Er, der Schöne, eilt jeden Abend aus seinem grauen Alltag zu ihr in den Nachtclub, um sie zwischen Telefonaten mit seiner „Mutti“ anzuschmachten. Und eines Tages erlebt er unversehens das größte Liebesabenteuer seines Lebens mitten auf der Nachtclubbühne.
Gleich beim ersten Auftritt Jana Rahmas lernte der Zuschauer „das Biest“ von seiner wirklich biestigen Seite kennen. Im rot-schwarzen Spitzenkleid sang die Schauspielerin und Sängerin von vergebener Liebesmüh und der Unnötigkeit von Liebeskummer, der höchstens „eine rote Nase“ bringe, aber sicher nicht den Mann zurück. Dann kehrte sie in ihre Rolle als Nachtclubdame zurück, als er plötzlich aus seiner reglosen Haltung an einem kleinen Tischchen im Nachtclub erwachte und ein Loblied auf ihre „zuckersüße Liebe“ sang.
Nach ihrem „Masochisten-Tango“ im engen roten Kleid und seinem ersten Telefonat mit „Mutti“ wurde die Kluft zwischen den beiden Liebenden schließlich überdeutlich. Und doch: Eines Tages erfüllen sich seine Träume und sie ist plötzlich in der Rolle, ihn nicht gehen lassen zu wollen.
Michael Barfuß, Regisseur der „Rock’n’ Rollator Show“, beschäftigt sich in seinen Stücken mit dem Menschen, „seinen Träumen, seinem Scheitern und seinen großen Hoffnungen“, erklärte er. Und so suchte er mit Rahma und Sanchez zwei Künstler, die möglichst authentisch den Schönen und das Biest darstellen sollten. Die 1988 geborene Rahma stammt aus Bottrop und machte ihr Schauspiel-Diplom an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Einen ähnlichen Werdegang hat Schauspielkollege Sanchez, der 1989 in Bad Salzgitter geboren wurde und mit Rahma gemeinsam das Diplom machte. Mit kraftvollen Melodien und kreativen Texten überzeugten die beiden mit Unterstützung von Marcus Schinkel am Flügel und Carla Romera Bach am Cello.
Die Zuschauer freuten sich unter anderem über Lieder von Cole Porter, Ingrid Caven, Irving Berlin und Elvis Presley, die von ihrer „biestigen“ Verruchtheit ebenso eindrücklich dargestellt wurden wie von seinem „schönen“, eher schüchtern-verklemmten Schauspiel.
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/23688912 ©2017Bonn
Generalanzeiger Bonn
Bonner Rundschau
Antje Stillger
31.03.2015
Bonn -
Was passiert eigentlich mit der Seele der Mädchen und Frauen, die sich Nacht für Nacht, Tag für Tag in schmuddeligen Zimmern, in Edelhotels oder den sogenannten Verrichtungsboxen prostituieren?
Diese Frage beleuchtet der Bonner Theaterregisseur Michael Barfuß in seinem neuen musikalischen Projekt „LaLa – Ein Hurenabend“.
Brechts Lieder schildern das Milieu
Im Zentrum der Inszenierung stehen Songs von Kurt Weill und Bertolt Brecht. „Brecht hat unheimlich viele Lieder geschrieben, die vom Milieu handeln“, erläutert der Regisseur: „Und es wird aus der Perspektive der Frauen erzählt, das ist ziemlich einzigartig in der Literaturgeschichte.“ Trotzige, rebellische, freche und sinnliche Momente wird es bei der Premiere der zweiten Theaterproduktion von Michael Barfuß für das Pantheon-Casino geben. Aber auch Augenblicke der Verzweiflung und Einsamkeit tauchen in „LaLa – Ein Hurenabend“ auf. Sieben bis acht Stunden pro Tag probt Barfuß derzeit in der Endphase mit den drei jungen Schauspielerinnen Swetlana Saam, Jana Rahma und Muriel Leonie Graf, begleitet vom Jazzpianisten Marcus Schinkel.
Ein Jahr schrieb Barfuß an seinem Regiebuch. Neben Alice Schwarzers Analysen las er Aufzeichnungen des Vereins „Hydra“ (eine Selbsthilfegruppe und Interessenvertretung von Prostituierten), verfolgte die Materie im medialen, politischen wie künstlerischen Diskurs. „Bis heute ist die Prostitution der einzige Beruf, der gesellschaftlich stigmatisiert wird“, formuliert der Regisseur der ausgesprochen erfolgreichen „Rock’n’Rollator Show“ und von „The Songs of Tom Waits“.
Doch auf die Suche nach der absoluten Wahrheit will sich Barfuß bei seiner neuen Inszenierung nicht begeben. Es gehe vielmehr um eine „lustvolle“ und „provokative“ Auseinandersetzung. „Die Betrachter sollen sehen: Es geht ja nicht nur um die da, sondern auch um den Zuschauer selbst,“ bringt es Barfuß auf den Punkt. Angesichts der Kassenerfolge der erotischen Romantrilogie „Shades of Grey“ und der anschließenden Kinoverfilmung scheint Michael Barfuß mit seinem Gespür für gesellschaftlich relevante Themen richtig zu liegen.
– Quelle: http://www.rundschau-online.de/792716 ©2016
General Anzeiger Bonn
10.11.2014 BORNHEIM. Nach Musik und Kabarett bringt die Kultkapelle Bornheim nun die erste Eigenproduktion auf die Bühne. Ab Donnerstag, 20. November, 20 Uhr, steht "Der Hexer" im ehemaligen Kloster in der Secundastraße auf dem Programm. Geplant sind zunächst neun Termine bis Ende Dezember.
Als Vorlage für das Stück dienten Olaf Sabelus und Joachim Lang das Buch und das Theaterstück von Edgar Wallace. Es sei aber schon eine Neuinterpretation, sagt Lang, der auch Regie führt. So ist der Wissenschaftler Dr. Lomond in der Kultkapelle kein Mann, sondern eine Frau - was laut Lang einige Verwicklungen mit sich bringt. Der Regisseur setzt zudem mehr auf Bildhaftigkeit, Splatter-Elemente und modernen Trash, wie man ihn in Filmen von Quentin Tarantino und David Lynch vermutet. Und auf Erotik. Denn zum Stück gehört auch ein "veritabler Striptease" auf einem Tisch mitten im Raum. "Zu meinem 13-jährigen Sohn sag' ich immer, dass das Stück erst ab 16 ist", witzelt Lang. Sicher sei: in dem Stück werde es von Überraschungen nur so wimmeln.
Lang ist als Regisseur im ehemaligen Kloster kein Unbekannter. Im vergangenen Jahr inszenierte er das Stück "Dinner for one - Killer for five", damals noch für das Theater im Kloster. "Ich fühle mich durch dieses Projekt ermutigt, einen zweiten Krimi zu machen", sagt Lang. "Miss Sophie ist Kult, der Hexer ist es auch." Und noch ein bekanntes Gesicht werden die Zuschauer entdecken: Thomas Bleidiek, der beim "Dinner for one" 2013 den Gehilfen des Inspektors spielte, ist erneut mit dabei.
"Er hat im Publikum regelrechte Lachkrämpfe ausgelöst", erzählt Lang. "Deshalb bin ich froh, dass wir ihn noch einmal gewinnen konnten." Beim "Hexer" steht Bleidiek gleich in einer Doppelrolle auf der Bühne, er spielt die Kriminellen Johnny Lenley und Samuel Hackitt. An Bord ist aber auch eine echte Bornheimerin. Anne K. Müller, die die Frau des Hexers spielt, ist in Merten aufgewachsen. Und das Kloster dient diesmal nicht nur als Zuschauerraum, es spielt ebenfalls eine Rolle: Als Zentrum eines Mädchenhändlerrings mit unterirdischen Tunneln.
"Der Hexer" soll nun Auftakt für eine Reihe von Eigenproduktionen sein. Dieser Bereich sei für die Kultkapelle sehr wichtig, betont Lang. "Ich habe immer gesagt, ein solches Haus kann nur funktionieren, wenn wir bis zu 60 Prozent Eigenproduktionen machen." Bislang hat die Kultkapelle seit ihrer Eröffnung vor rund drei Wochen vor allem auf Gastspiele gesetzt. In einer ersten Bilanz sagt Lang: "Wir lernen gerade dazu." Das Team sei dabei, zu sortieren, was geglückt sei, wo es schwierig sei und "wo wir sagen müssen, da haben wir uns vertan".
Kaum Interesse gebe es beispielsweise an den Dinner-Shows. "Wir sind davon ausgegangen, dass Dinner-Shows in der Vorweihnachtszeit angenommen werden", so Lang. Aber er habe feststellen müssen, dass in der Gegend dafür kein Bedarf bestehe. "Deshalb ziehen wir jetzt die Reißleine und nehmen die Veranstaltung aus dem Programm." Stattdessen setzt die Kultkapelle auf einen Zusatztermin von "Schöner & Streifling". Sie werden am Dienstag, 16. Dezember, erneut in Bornheim zu sehen sein. Aufgrund des großen Publikumsinteresses an "kölscher Kunst" ist am Freitag, 19. Dezember, zudem "Dat kölsche Rattepack" mit Weihnachts-Swing-Klassikern zu Gast. Gut gelaufen seien auch die Abende mit Stimmparodist Linus aus Köln. Joachim Lang: "Das war beim zweiten Mal schon ausverkauft, er kommt jetzt zum dritten Mal."
2015 möchte der Regisseur dann ein "richtig kultiges Musical als Eigenproduktion" anpacken. Welches es sein wird, habe das Team aber noch nicht besprochen. (Hannah Schmitt)
General Anzeiger Bonn
21.11.2014 BORNHEIM. In London machten sich Angst und Schrecken breit. "Der Hexer ist wieder da!", heißt es im Fernsehen. Und in Acht nehmen müssen sich diesmal alle, die sonst selber Angst und Schrecken verbreiten.
In der ersten Eigenproduktion der Kultkapelle diente Olaf Sabelus und Joachim Lang das Buch und Theaterstück "Der Hexer" von Edgar Wallace als Vorlage. Bei der Premiere erzeugte schon die erste Szene Gruselstimmung: Polizisten trugen auf einer Bahre eine blutverschmierte Gestalt durch den Zuschauerraum.
Die Schwester vom Hexer, dem gefürchteten und bewunderten Herrscher der Unterwelt, wurde erdrosselt aufgefunden. Sie war Sekretärin bei dem zwielichtigen Anwalt Maurice Meister (Matthias van den Berg), der nun um sein Leben fürchtet. Denn der Hexer hat angekündigt, in welcher Reihenfolge er mit den Verantwortlichen den Tod seiner Schwester abrechnet. Mit jedem Mord der geschieht, wird Meister nervöser. Er engagiert den ehemaligen Strafgefangenen Samuel Hackitt (Thomas Bleidiek) als Beschützer.
Auch Scotland Yard bleibt nicht untätig: Die Kriminalistin Dr Lomond (Sabine Barth) nimmt mit Inspector Bliss (Julian Baboi) die Spur des Verbrechers auf. Und auch die schöne und mysteriöse Cora Ann Milton (Anne K. Müller) ist auf der Suche nach ihm, denn der Hexer ist ihr Mann. Für reichlich Wirbel sorgt die verklemmte Sekretärin Mary Lenley (Jana Rahma), die sich im Nachtclub Diamond in eine laszive Stripperin verwandelt und doch von einem Leben im Landhaus mit ihrem Bruder Johnny Lenley (Thomas Bleidiek) träumt.
Joachim Langs Inszenierung überzeugt durch starke Bilder und kuriose Charaktere, die von den Schauspielern mal komisch, mal schaurig in Szene gesetzt werden. Besonders viele Lacher provoziert Jana Rahma als prüde Sekretärin Mary mit einer unnachahmlichen Körpersprache. Thomas Bleidiek begeistert in seiner Doppelrolle als Samuel Hackitt und Johnny Lenley mit seiner facettenreichen Mimik.
Abgerundet wird die Inszenierung durch raffinierte Licht- und Soundeffekte. Spielort war nicht nur die klassische Bühne. Die Schauspieler nutzten den Mittelgang und die Treppe zur Empore ebenso wie eine zusätzliche Bühne im Zuschauerraum. Dort saß anfangs ein Sträfling, dann diente sie Meisters Mädchenhändlerring als Hauptquartier, später zeigte Mary hier ihren Strip. Maskierte Gangster in schwarzen Kapuzenmänteln liefen durch die Reihen der Zuschauer. Die Premierengäste honorierten die einfallsreiche Inszenierung mit Standing Ovations.